„Wasser als Inspiration“  Text: Norbert Neugebauer | Artikel: Fränkischer Tag und Neue Presse Coburg

Nordhalben – Jiaying Wu, die diesjährige Maxhaus-Stipendiatin, transformiert die bewegliche Schönheit der Naturgewässer in eine Kunst, die die Menschen zum Nachdenken anregt.

Wasser als Inspiration, umgesetzt in vielfältiger Darstellung, ist das generelle Motiv der diesjährigen Maxhaus-Stipendiatin Jiaying Wu. Die 1986 in der südostchinesischen Provinz Zhejiang geborene Künstlerin hat akademische Abschlüsse in verschiedenen Kunststudienbereichen in ihrer Heimat und an der Universität der Künste in Berlin erworben und wurde für ihr Schaffen mit zahlreichen internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

Seit 2014 lebt die Künstlerin in Berlin, arbeitete aber auch in verschiedenen anderen Regionen Deutschlands. Sie stellt ihr derzeitiges Hauptthema, die fließende Naturgewässer, als zentrales Thema in den Mittelpunkt ihrer „Kunst im öffentlichen Raum“.

Also raus aus den Ateliers und Ausstellungen des Elfenbeinturms, mitten hinein in den Alltag. Zu den Menschen, ihren Reaktionen und auch Gedanken. Diese fließen dann in ihre Projekte ein.

Begegnungen und Resonanz

Das ist auch ihr Ziel in Nordhalben. Einen ersten Eindruck vermittelt die Schaufensterscheibe des Künstler-Ateliers, in der sie Assoziationen zum Thema Wasser von ihren ersten Begegnungen mit Einheimischen notiert hat.

Auch von denen, die sich aus der fernen Heimat der Künstlerin via Social Media gemeldet haben. So textete ihr Dominik Köstner aus seinem derzeitigen Arbeitsort Shanghai, dass er noch gern an seine Ausflüge mit dem Rad an die Ködeltalsperre denkt. Auch von einer Flaschenpostaktion in der Kindheit wird berichtet.

Besucher zur Reflexion anregen

Die Künstlerin will ihre Besucher und Betrachter zu Reflexionen der Bilder anregen – was sehen sie in den Arbeiten, welche Erinnerungen werden geweckt und welche persönliche Bedeutung hat Wasser für sie? Gerade in Nordhalben wird es dazu sehr unterschiedliche Gedanken geben.

Doch was schafft Jiaying Wu neben der „Meinungsforschung“ selbst an eigenen gestaltenden Werken? „Ich mache Abdrücke der Bäche und Flüsse und fixiere sie dann für meine Ausstellung“, erklärt sie – mit einem vielsagenden Lächeln. „Komm mit“, lädt sie den fragenden Besucher zu einer kleinen Exkursion an die Rodach ein, den Fluss, der Nordhalben mit dem Weltmeer verbindet.

Eine ganz eigene Technik

An einer zugänglichen Stelle fängt Jiaying Wu die Bewegungen des Wassers mit Reispapier und Tusche ein. Es sind ihre speziellen „Abdrücke“, über deren genaue Vorgehensweise die Künstlerin jedoch nichts publizieren möchte.

Wer sie im Atelier besucht, erfährt vielleicht mehr, spätestens jedoch bei der Vernissage und in der Ausstellung, die sie „Projekt Mo(ve)ment – Was Wasser erzählt“ nennt. Es geht ihr vornehmlich darum, einen direkten Kontakt mit den Gewässern herzustellen, dessen Ergebnis sie unverfälscht und ohne Manipulation festhalten will.

Ein Novum im Künstlerhaus

Doch nicht nur die so entstandenen Bilder wird sie in der Ausstellung zeigen. Neben weiteren aktuellen Arbeiten ihrer vielseitigen Kreativität bereitet sie eine spezielle Installation vor, wie sie bisher im Maxhaus noch nicht zu erleben war. Die Besucher werden ausdrücklich eingeladen, sich mit einzubringen; wasserscheu sollten sie jedoch nicht sein.

Eine derartige Publikumsaktion ist ein Novum im Nordhalbener Künstlerhaus, das damit sein Spektrum in eine neue Richtung erweitert. Die Ausstellung ist am 9. und 10. September jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Die Vernissage findet am 9. September um 15 Uhr statt; nicht nur für Ungewöhnliches offene Gäste und Kunstfreunde sind herzlich willkommen.



Fotos der Vernissage:

Otmar Adler und Norbert Neugebauer

Zur Vernissage am 09. September 2023

Künstlerin setzt Maxhaus unter Wasser

Neue Presse Coburg | Text: Norbert Neugebauer 

 

Die chinesische Stipendiatin Jiaying Wu beeindruckte mit einer eindrucksvollen Installation und Ausstellung im Maxhaus die Nordhalbener. (Fotos: Norbert Neugebauer)

Die Chinesin Jiaying Wu setzte mit einer Installation der Flößerei im Frankenwald ein fließendes Denkmal.

Das Nordhalbener Maxhaus zu fluten, erfordert wohl besondere Inspiration und auch Überzeugungskraft – vor allem bei den Hausbesitzern. Der chinesischen Stipendiatin Jiaying Wu gelang dieses Kunststück. Die Besitzer waren von ihrer Ausstellung genauso begeistert wie die Besucher. Nach einem vierwöchigen Aufenthalt präsentierte sie dort ihre in der Nordhalbener Umgebung entstandenen Werke. Auf der halben Grundfläche installierte sie so ein Wasserprojekt, das eine Hommage an die auch in Nordhalben ausgeübte Flößerei darstellte. Gleichzeitig spiegelten sich darin ihre Arbeiten an und mit den Bächen Nordhalbens als Gesamtkunstwerk. Darin symbolisierten kleine Holzpaletten die Flöße im „Teich“, die auch als Trittsteine durch das Objekt genutzt werden konnten. Auf der Begrenzung war die Bedeutung dieses lebenswichtigen und traditionellen Berufs für die Frankenwäldler zu lesen.

 

Handelsweg und Grenze

Otmar Adler, Gastgeber des von der Initiative NohA betriebenen Künstlerhauses, stellte die seit 2014 in Berlin lebende Malerin und Projektkünstlerin bei der Vernissage vor. Wasser habe eine allumfassende Bedeutung, sei Handelsweg, aber auch Grenze, zitierte er die Intension Wus. „Ein spannendes Thema für die Zukunft, Wasser ist umkämpft und man muss sorgsam damit umgehen“, befand auch Bürgermeister Michael Pöhnlein.

Die Künstlerin dankte für „vier wunderbare Wochen in Nordhalben“ und die Unterstützung vor Ort. Seit einer großen Überschwemmung in ihrer Heimatstadt, die sie als Kind erlebte, sei sie von dem Thema fasziniert. Sie erläuterte den Besuchern, wie sie in ihrer jeweiligen Umgebung die Gewässer erforscht und „Abdrücke“ der Oberflächen mit Tusche und Reispapier nimmt – quasi Momentaufnahmen ihres Besuchs. Im Frankenwald ebenso wie demnächst im Venedig, wohin sie für ihr nächstes Stipendiat eingeladen ist. Dort werden weitere Arbeiten entstehen, die dann, genau datiert und mit der Örtlichkeit gekennzeichnet, irgendwann in einer Reihe mit den in Nordhalben entstandenen Bildern, der Welt präsentiert werden. Mit dieser Abschlussausstellung ist auch die diesjährige „Maxhaus-Saison“ offiziell beendet. Allerdings nimmt die Leitung noch Anfragen für künftige Aufenthalte entgegen.